Atlantik - Von Kapverden nach Martinique

Hier, wie versprochen, der „etwas längere“ Bericht unserer Atlantik-Überquerung. Ich halte ihn mal Chronologisch, ohne auf die philosophischen Fragen einzugehen und unsere Gedanken nieder zuschreiben. Dazu kommt dann noch ein gesonderter Beitrag, wo wir auch eure an uns gestellten Fragen beantworten werden.

Letzte Vorbereitungen:
Raimund und Siggi sind noch vor der Fahrt auf den Mast hoch und haben dort eine Sichtprüfung der Elektrik (Antenne, Lichter, usw.) und der Wanten (4 Stahlseile, die unseren Mast nach Links und Rechts abstützen) und Stage (diese halten den Mast nach Vorne und Hinten) durchgeführt. Somit wurden die Wanten zwei Mal professionell überprüft. Nach den letzten Einkäufen von frischem Obst und dem Bezahlen der Marina haben wir uns also von der Crew der Takamaka und von der Amazone verabschiedet und haben dann ohne den Motor an zu machen von Kapverden abgelegt und gleich die Segel gesetzt.

Am 3. Dezember sind wir also, mal wieder anders als geplant, nicht direkt morgens, sondern erst um 18:55 Uhr (deutscher Zeit) aufgebrochen. Der Wind kam aus Nordost und war mit 4 Windstärken ausreichend genug, um voranzukommen. Wir teilten unsere Wache mal wieder in 3 Stunden Schichten ein (Raimund / Robert / Siggi), somit hat jeder 3 Stunden Dienst und 6 Stunden um auszuruhen und andere Dinge zu tun.

1. Tag, 4. Dez 17:00, Position: 16.806°N – 26.4524°W, zurückgelegte Distanz: 172 km (172 km / 4192 km)
Wir sind zunächst zwischen den beiden Inseln (Santa Antao und Sao Vicente) in Richtung Süden/Südwesten gefahren. Leider flaute der Wind während der Nacht etwas ab, sodass wir nicht ganz so schnell voran gekommen sind, wie wir es uns erhofft hatten. Dennoch gingen die ersten Schichten vorüber und somit auch die erste Nacht, ohne besondere Vorkommnisse.
Am Morgen jedoch haben wir jedoch schon das erste kleine Problem festgestellt. Unser vorderes Segel lässt sich mit einer sogenannten Roll-Reff-Anlage zusammenrollen. Damit können wir die Segelgröße stufenlos verstellen. Das Segel wird dabei in eine Schiene eingehängt und erst dann nach oben gezogen. Diese Schiene besteht aus mehreren zusammengeschraubten Elementen. Und ein solches Schienen-Element hat sich gelöst, ist nach oben gerutscht und hat einen 10 cm großen, scharfkantigen Spalt hinterlassen. So früh lassen wir uns jedoch nicht abschrecken und so ging es mit diesem „kleinen“ Makel weiter. Nach einigen Tagen hat diese scharfe Kante jedoch das Segel aufgeschlitzt und somit hatten wir schon recht früh ein angerissenes Segel. Wegen des schwachen Windes sind wir am Tag fast die ganze Zeit mit dem großen Blister gefahren, um wenigstens etwas Strecke machen zu können. Am Ende waren es knapp 172 Kilometer, also circa 91 Seemeilen. Ganz schön mager …

2. Tag, 5. Dez 17:00, Position: 16.8146°N – 28.3804°W, zurückgelegte Distanz: 214 km (386 km / 4192 km)
Der zweite Tag war ziemlich ereignislos. Selbst im Logbuch stehen nur vier magere Einträge. Wir haben immerhin wieder besseren Wind bekommen und 214 Kilometer zurücklegen können.

3. Tag, 6. Dez 17:00, Position: 16.9188°N – 30.4764°W, zurückgelegte Distanz: 232 km (618 km / 4192 km)
So langsam stellt sich bei uns die Routine ein. Wir wachen manchmal schon automatisch nach 3 Stunden auf, ohne geweckt zu werden. Der Alltag auf See beginnt sich zu formen. Schicht am Ruder, Bücher lesen, Angeln, Kochen, Geschirr spülen, nach Walen und Delphinen ausschau halten … es passiert nicht wirklich viel.

4. Tag, 7. Dez 17:00, Position: 16.7234°N – 32.3310°W, zurückgelegte Distanz: 206 km (824 km / 4192 km)
Wie die letzten Tage … im Westen nichts neues.

5. Tag, 8. Dez 17:00, Position: 16.3760°N – 33.8216°W, zurückgelegte Distanz: 177 km (1001 km / 4192 km)
Knapp ein Viertel des zurückgelegten Weges. So „ereignislos“, wie die vorherigen Tage waren, blieb es natürlich nicht die ganze Zeit. Kurz vor dem Wachwechsel des vorherigen Tages gab es um 18 Uhr ein lautes Geräusch. Es weht gerade ein laues Lüftchen, das Boot schaukelt stark von links nach rechts. Wir haben natürlich für ungefähr 5 Minuten nach der Ursache gesucht und uns dann die eine oder andere Erklärung für das Geräusch zurecht gelegt. Die Wantenspannung wurde überprüft und für gut befunden, also kein Problem …
Um 3:15 Uhr stellte dann Raimund nach dem Wachwechsel fest, dass die Mittelwante auf der Steuerbordseite ziemlich locker ist. Und tada, DAS war die Ursache für das laute Geräusch vom Tag zuvor. Ein Siebtel der Litzen des Stahlseiles sind durchgerissen und somit hing unser Mast auf der Steuerbordseite praktisch nur noch an der Oberwante. Wir haben dann das Segel von Backbord auf Steuerbord gesetzt, um die Wante zu entlasten, und sind somit in den Süden gefahren und nicht mehr in den Westen. Wir haben dann auf den Tagesanbruch gewartet und den Schaden gegen 8 Uhr repariert. Mit zwei Stahlseilklemmen haben wir in das Stahlseil eine neue Öse gemacht und unseren nicht in Gebrauch befindlichen Baumniederholer als Seilzug verwendet (der Baumniederholer wurde bei uns durch eine Baumbremse ersetzt). So ging es dann mit etwas bangen Gefühlen weiter in den Westen. Die Lösung wird sicherlich halten … dicke Umlenkrollen, dickes Seil …

6. Tag, 9. Dez 17:00, Position: 16.1621°N – 35.3626°W, zurückgelegte Distanz: 173 km (1774 km / 4192 km)
Schon um 12 Uhr des folgenden Tages ist unsere „Lösung“ leider schon wieder gebrochen. Wieder bei sehr schwachem Wind (nur 2 bft) und somit starkem Geschaukel des Bootes. Die Öse im Stahlseil war zu eng, somit war eine viel zu große Belastung auf die außen liegenden Litzen gegeben und diese sind halt wieder durchgebrochen. Also schnell eine neue Lösung ausgedacht. Wir haben eine unserer Rollen, die wir eigentlich für die Führung der Schot beim Blister-Fahren verwenden, als Umlenkung des Stahlseiles verwendet. Somit hat die Öse einen viel größeren Radius und bricht sicherlich nicht wieder … so die Theorie. Außerdem haben wir dann ein weiteres (blaues) Seil zur Mitte des Mastes gespannt und mit weiteren Rollen einen Seilzug gebaut. Das Seil wurde an der unteren Schiene befestigt und gespannt und hat somit zusätzlich zu den beiden Wanten den Mast gestützt.

7. Tag, 10. Dez 17:00, Position: 16.2229°N – 36.1407°W, zurückgelegte Distanz: 90 km (1264 km / 4192 km)
„Am siebten Tage sollst du ruhen!“ Die Flaute hielt leider lange an, sodass wir nur 90 km zurücklegen konnten. Als einziger Logbucheintrag: Raimund übt Weihnachtslieder mit seiner Trompete 😀

8. Tag, 11. Dez 17:00, Position: 16.5011°N – 37.7167°W, zurückgelegte Distanz: 180 km (1444 km / 4192 km)
Die reparierte Wante hält, jedoch nicht die Rolle am Seilzug. Der Baumniederholer ist halt doch nicht für die großen Belastungen ausgelegt und so hat sich eine Halterung zur Rolle verbogen und ist auf einer Seite durchgebrochen. Wir haben dann einen neuen, dicken Schäkel an der Rolle befestigt. Nun hält es sicherlich für Ewigkeiten … Der Wind trägt uns mit 4 Beaufort immerhin 180 km weit. Keine große Distanz, aber für unsere angeschlagene Cello und den Tagen davor schon ganz ordentlich.

9. Tag, 12. Dez 17:00, Position: 16.6896°N – 39.0788°W, zurückgelegte Distanz: 157 km (1601 km / 4192 km)
Immerhin kommen wir auch heute halbwegs gut voran. Jedoch hat der Wind auf 3 bft abgenommen. Wir setzen deshalb mal wieder unseren Blister, um überhaupt voranzukommen.

10. Tag, 13. Dez 17:00, Position: 16.5229°N – 39.9009°W, zurückgelegte Distanz: 129 km (1730 km / 4192 km)
In der Nacht haben wir, nachdem wir die Tage zuvor schon viele Köder verloren haben, endlich etwas gefangen. Es war ein Kalmar von ungefähr 40 cm Länge. Wir haben ihn kopfüber in einen Eimer voll Salzwasser gesteckt, „damit er ertrinkt“. Hat nicht so ganz funktioniert, also hat Siggi ein Bolzenschussgerät improvisiert und dem panischen Farbenspiel ein Ende gemacht.
Auch heute fahren wir viel mit dem Blister, da der Wind auf noch weiter abgeflaut hat und nun zwischen 2 und 3 bft liegt.

11. Tag, 14. Dez 17:00, Position: 16.5012°N – 41.4976°W, zurückgelegte Distanz: 181 km (1911 km / 4192 km)
Der Wind hat wieder auf 4 Beaufort zugelegt, wir fahren mit Genua und Groß weiter und schaffen ein gutes Stück in Richtung Westen.

12. Tag, 15. Dez 17:00, Position: 15.6579°N – 43.1199°W, zurückgelegte Distanz: 205 km (2116 km / 4192 km)
In der heutigen Nacht ging der Wind auf 5 Beafort hoch, mit Böen von 6 bft. Wir haben immer noch beide Segel draußen, reffen (verkleinern) diese jedoch passend zum stärkeren Wind. Wenn unsere Wanten noch gut wären, könnten wir beinahe ungerefft fahren, so jedoch reffen wir etwas mehr, um den Mast und die Wanten nicht zu sehr zu belasten.

13. Tag, 16. Dez 17:00, Position: 15.0712°N – 44.6876°W, zurückgelegte Distanz: 187 km (2303 km / 4192 km)
Der Wind hat während der Nacht sogar auf 6 bft zugenommen, wir reffen die Segel weiter. Dennoch kommt es zu einigen ungewollten Halsen. Unsere Baumbremse verrichtet jedoch einen sehr guten Dienst, sodass nichts kaputt geht.

14. Tag, 17. Dez 17:00, Position: 14.5771°N – 45.9597°W, zurückgelegte Distanz: 164 km (2467 km / 4192 km)
In der Nacht beruhigte sich der Wind wieder und fiel auf uns angenehme 4 Beaufort ab. Um 6:20 Uhr, gerade mal 3 bft, gab es jedoch wieder einen lauten Knall und einen spürbaren Ruck durch das Boot. Dieses Mal ist die Wante auf der anderen Seite des Mastes gebrochen. Ha, darauf sind wir ja halb vorbereitet. Das blaue Seil, was bisher die Wante auf der Steuerbord-Seite unterstützt hat, wird kurzerhand auf die Backbordseite gelegt.
Dann heißt es wieder auf Sonnenaufgang warten und uns Lösungen überlegen. Raimund hat glücklicherweise seine Kletterausrüstung mitgenommen. Somit hatten wir einige größere Rollen zur Verfügung, um einen weiteren Seilzug zu basteln. Sieht nicht ganz so professionell wie der Baumniederholer aus, stützt den Mast dennoch gut genug … hoffen wir … ansonsten flaute der Wind wieder den ganzen Tag auf 3 bft ab. Wir schaukeln in die Nacht und hoffen, dass die Wanten lang genug halten, denn wir haben ja schon mehr als die Hälfte der Distanz zurückgelegt. Umdrehen ist eh nicht. Und die nächste Küste (Französisch Guyana) ist gerade mal 300 km näher dran als unser eigentliches Ziel, lohnt also keine Kursabweichung.

15. Tag, 18. Dez 17:00, Position: 13.9957°N – 47.0046°W, zurückgelegte Distanz: 138 km (2605 km / 4192 km)
Heute bleibt der Wind die ganze Zeit bei 3 bft. Wir „schleichen“ dahin … viel Zeit zum nachdenken.

16. Tag, 19. Dez 17:00, Position: 14.1377°N – 47.9823°W, zurückgelegte Distanz: 118 km (2723 km / 4192 km)
Nicht wirklich besserer Wind, weiterhin langsam in Richtung Ziel. Jedoch gab es heute ein RIESEN Ereignis. Das erste Schiff seit unserer Abfahrt, dass wir in der Nacht am Horizont sehen. Es ist die RITA, aus Großbritannien, welche uns in 15 km Abstand mit doppelter Geschwindigkeit passiert. Also nur ein kleiner Lichtpunkt am Horizont, dennoch ein schönes Gefühl, noch andere Menschen hier zu „sehen“. Von nun an haben wir immer wieder mal weitere Boote am Horizont gesehen, meistens nur Nachts, weil sie zu weit entfernt waren, um die Segel am Tag mit dem Auge zu erkennen.

17. Tag, 20. Dez 17:00, Position: 14.4085°N – 49.5248°W, zurückgelegte Distanz: 176 km (2899 km / 4192 km)
Endlich haben die Götter des Windes (welche sind das eigentlich?) dafür gesorgt, dass wir mit 4 bis 5 bft durch die Wellen gleiten können. Ein viel besseres Gefühl, wenn man schnell voran kommt, als bei schwachem Wind durch die Wellen im Boot hin und her geworfen zu werden. Dennoch müssen wir schon bei 5 bft deutlich reffen, um die Belastung auf unsere Wanten zu verringern.

18. Tag, 21. Dez 17:00, Position: 14.4929°N – 51.3405°W, zurückgelegte Distanz: 202 km (3101 km / 4192 km)
Der Wind ist weiterhin zwischen 4 und 5 bft. Laut Plan, hätten wir heute bei optimalsten Bedingungen ankommen können. Wenn wir doch nur 5 Knoten Fahrt durchschnittlich hätten machen können … aber so wie die Cello angeschlagen ist, freuen wir uns schon darüber, wenn wir mal 4 bis 5 Knoten Fahrt machen können. Unser Ruder hat schon seit einigen Tagen Spiel, sodass wir jede Welle deutlich an unserem Steuerrad spüren. Wieder eine neue Baustelle, sobald wir wieder an Land sind. Immerhin kamen wir heute für unsere Verhältnisse ziemlich gut voran. Wir haben heute auch entschieden, dass wir nicht nach St. Lucia, sondern direkt nach Martinique fahren. Martinique gehört zu Frankreich, ist also EU und wir hoffen, dass die Reparaturen hier schneller und unkomplizierter durchgeführt werden, als in St. Lucia.

19. Tag, 22. Dez 17:00, Position: 14.5613°N – 53.1446°W, zurückgelegte Distanz: 200 km (3301 km / 4192 km)
Auch heute haben wir meistens 5 bft und können so gut Strecke machen. Um 9:40 stellen wir jedoch fest, dass einige Litzen des Stahlseils auf der Backbord-Seite wieder durchgebrochen sind. Wir schneiden den defekten Teil des Stahlseils durch und machen eine neue Öse. Hält nun wieder sicherlich einige Tage …

20. Tag, 23. Dez 17:00, Position: 14.4033°N – 54.7665°W, zurückgelegte Distanz: 182 km (3483 km / 4192 km)
Wind hat weiterhin 5 bft, kommen gut voran.

21. Tag, 24. Dez 17:00, Position: 14.3285°N – 56.3779°W, zurückgelegte Distanz: 180 km (3663 km / 4192 km)
Der Wind hat wieder auf 4 bft abgenommen, dennoch kommen wir ziemlich gut voran. Die Äquatorialströmung scheint hier stärker als im Osten des Atlantiks zu sein, und das ist auch gut so 😀
Es ist Heilig Abend, Raimund sorgt mit Weihnachtsliedern und einem improvisierten Weihnachtsbaum für Weihnachtliche Stimmung. Eigentlich hofften wir, schon an Land zu sein. Aber da kann man einfach nichts machen. Die Familie und unsere Freunde machen sich sicherlich sorgen, aber auch da haben wir keinerlei Möglichkeit, ihnen eine Nachricht zu schicken, dass es uns ja eigentlich ganz gut geht. So genießen wir den Tag und den Abend. Britta hat uns freundlicherweise Einmachgläser mit Kuchen mit auf die Reise gegeben, und so genießen wir den Abend bei Wein und Kuchen. VIELEN DANK dafür! Den Schaschlik von meinen Eltern, den wir eigentlich zu Weihnachten essen sollten, haben wir schon früher verbraucht.
Gegen Abend kommt auch ein weiteres Segelschiff auf uns zu (Hannah of Pompano). Wir fahren in ungefähr 30 m Entfernung an einander vorbei, Raimund trompetet ein Weihnachtslied und wir schreien herüber. Jedoch ist kein Mensch auf dem anderen Boot zu sehen, sie fahren mit ihrem Spinnaker und dem Windpilot vollautomatisch. Das ältere Pärchen, welches dann von unserem Gebrüll und der Trompete total überrascht an Deck kommt winkt uns zu und ihre beiden Hunde richten uns auch bellend fröhliche weihnachtliche Grüße aus. In Gedanken an die daheim gebliebenen geht so der Tag zu Ende. Wenn wir immer den direkten Weg zum Ziel hätten fahren können, wären wir heute angekommen.

22. Tag, 25. Dez 17:00, Position: 14.3443°N – 57.9267°W, zurückgelegte Distanz: 175 km (3838 km / 4192 km)
Der Wind pendelt zwischen 4 und 6 bft, Stimmung gut, wir nähern uns dem Ziel. Kann höchstens noch 20 Tage dauern, wenn uns der Mast bricht und wir nur noch in der Strömung treiben können … und für diesen Fall haben wir genügend Vorräte. Dummerweise haben wir nun auch einen großen Riss im Vorsegel. Die Schiene, die sich verschoben hat, hat das Vorsegel ganz schön kaputt gemacht.

23. Tag, 26. Dez 17:00, Position: 14.4342°N – 59.8158°W, zurückgelegte Distanz: 210 km (4048 km / 4192 km)
Weiterhin gute 5 bft Wind, wir kommen gut voran, tausendmal besser, als in der Flaute zu hocken.
Um 13 Uhr ist unsere Problem-Wante auf der Backbordseite mal wieder soweit. Wieder sind ungefähr die hälfte der Stahlseil-Litzen durchgebrochen. Wir sind inzwischen Routiniert und reparieren es wie gehabt. Neue Öse ins Stahlseil und neu abspannen. Wir sind nicht mehr allzuweit vom Land entfernt. Sehen können wir es jedoch noch nicht. Wenn wir bei dem Tempo weiterfahren, würden wir mitten in der Nacht ankommen. Deshalb beschließen wir, die Segel weiter zu verkleinern und langsamer zu machen, sodass wir zum Morgengrauen (Anna 😉 ) ankommen.

24. Tag, 27. Dez 17:00, Position: 14.4675°N – 60.8670°W, zurückgelegte Distanz: 144 km (4192 / 4192 km)
Wir machen in der Nacht einen großen Bogen um das südliche Kap von Martinique. Zwei Stunden, bevor die Sonne aufgeht ändern wir unseren Kurs auf das Ziel hin. Dummerweise kommt der Wind direkt aus der Richtung, in der unser Hafen liegt. Somit müssen wir kreuzen, da wir den Motor noch nicht anmachen wollen. Als wir dann nah genug am Land sind und nicht mehr kreuzen können, machen wir unseren Motor zum ersten Mal auf der Atlantik Überquerung an. Um den Propeller hat sich eine Menge Seegras angesammelt. Die Fahrt rückwärts lässt unseren Propeller wieder frei werden und so motoren wir die letzte Stunde zum Ziel. auf dem Weg sehen wir Palmen, Strand und ultra viele Segelboote. Wir werden von einigen Katamaranen überholt, die es sehr eilig haben. Wir bereiten das Boot zum Anlegen vor und nach 572 Stunden haben wir dann endlich angelegt und sind freudig auf den nur leicht wackligen Steg gehüpft. Fühlt sich wie solider Stahlbeton an, wenn es kaum wackelt. Raimund und Siggi sind gleich los und kamen mit frischem Proviant zurück (Bier, Rum, Birnen, Brot, und noch ein paar weitere Kleinigkeiten). Robert hat währenddessen das Boot festgezurrt und freundschaft zum Stegnachbarn geschlossen. Anschließend haben wir uns ein Café mit Internetzugang gesucht, Steak und Burger gegessen und die zahlreichen EMails, Whatsapp- und Facebook-Nachrichten beantwortet. Erst nach einigen Stunden waren wir fertig. Weiteren frischen Proviant im Supermarkt eingekauft und Abends zusammen mit einer deutschen Familie Pizza gegessen. Nach der Pizza bin ich dann in die Dusche (ja, genau so sind die Prioritäten inzwischen, Raimund und Siggi haben sich mit einem Sprung ins Hafenbecken begnügt). Erschöpft und ohne Gewackel sind wir dann nach einigen Bier und Rum-Cola-Getränken ins Bett gefallen, um nach so langer Zeit endlich mal eine Nacht durchschlafen zu können, ohne Wachdienst haben zu müssen.

Die Tage kommen dann noch weitere Beiträge …

Blick vom Mast, bei der letzten Kontrolle in Kapverden, bevor wir den Atlantik überqueren.

Blick vom Mast, bei der letzten Kontrolle in Kapverden, bevor wir den Atlantik überqueren.

Unser Abschied auf Kapverden. Kurz bevor wir auf den Atlantik starten. Danke an Antje und Ingo für dieses Bild.

Unser Abschied auf Kapverden. Kurz bevor wir auf den Atlantik starten. Danke an Antje und Ingo für dieses Bild.

Abfahrt von Kapverden.

Abfahrt von Kapverden.

Im Hintergrund noch Kapverden.

Im Hintergrund noch Kapverden.

Unser frischer Proviant, unter den Solarzellen!

Unser frischer Proviant, unter den Solarzellen!

Ein Sonnenuntergang, irgendwo auf dem Atlantik …

Ein Sonnenuntergang, irgendwo auf dem Atlantik …

Ein aufgerissenes Vorsegel.

Ein aufgerissenes Vorsegel.

Ein fliegender Fisch. Er lag wohl schon etwas länger an Deck, denn er war schon komplett durchgetrocknet.

Ein fliegender Fisch. Er lag wohl schon etwas länger an Deck, denn er war schon komplett durchgetrocknet.

Fliegender Fisch an der Angelschnur.

Fliegender Fisch an der Angelschnur.

Erste Baustelle: Wante auf der Steuerbord-Seite wird duch einen Seilzug ersetzt.

Erste Baustelle: Wante auf der Steuerbord-Seite wird duch einen Seilzug ersetzt.

Strenge Qualitätskontrolle …

Strenge Qualitätskontrolle …

Erste Lösung für die erste Baustelle

Erste Lösung für die erste Baustelle

Die erste Lösung zum Wantenproblem beinhaltete dieses Bauteil. Es diente dazu, den Radius des Stahlseils zu erhöhen. War leider nicht stark genug und wurde verbogen, bis das Stahlseil wieder gebrochen ist.

Die erste Lösung zum Wantenproblem beinhaltete dieses Bauteil. Es diente dazu, den Radius des Stahlseils zu erhöhen. War leider nicht stark genug und wurde verbogen, bis das Stahlseil wieder gebrochen ist.

Unterer Teil des Seilzugs auf der Steuerbord-Seite, welches die gebrochene Wante ersetzt. Man sieht ganz leicht die gebrochene, verbogene Halterung der Rolle.

Unterer Teil des Seilzugs auf der Steuerbord-Seite, welches die gebrochene Wante ersetzt. Man sieht ganz leicht die gebrochene, verbogene Halterung der Rolle.

Zweite Baustelle: Wante auf der Steuerbord-Seite. Am oberen Ende ist nun eine Rolle verbaut.

Zweite Baustelle: Wante auf der Steuerbord-Seite. Am oberen Ende ist nun eine Rolle verbaut.

Oberer Teil des Seilzugs auf der Steuerbord-Seite. Im Hintergrund das blaue Seil, welches zusätzlich den Mast abspannt und die gebrochene Wante entlastet.

Oberer Teil des Seilzugs auf der Steuerbord-Seite. Im Hintergrund das blaue Seil, welches zusätzlich den Mast abspannt und die gebrochene Wante entlastet.

Die zusätzliche Halterung zum Mast.

Die zusätzliche Halterung zum Mast.

Eine Impression. Blick in den Westen, wie nahezu die ganze Zeit 🙂

Eine Impression. Blick in den Westen, wie nahezu die ganze Zeit 🙂

Raimunds Versuch, eine Wasserdestille aus einem Handschuh zu basteln.

Raimunds Versuch, eine Wasserdestille aus einem Handschuh zu basteln.

Das Seegras begleitete uns die halbe reise. Von der Mitte des Atlantiks bis nach Martinique.

Das Seegras begleitete uns die halbe reise. Von der Mitte des Atlantiks bis nach Martinique.

Man kann sehr viel Seegras erkennen, und das ist nur ein kleiner teil davon. Manchmal wie ein riesiger Teppich.

Man kann sehr viel Seegras erkennen, und das ist nur ein kleiner teil davon. Manchmal wie ein riesiger Teppich.

Drittes Problem: Wante auf der Backbord-Seite (unterer Teil). Sieht nicht so gut aus, hat aber gehalten.

Drittes Problem: Wante auf der Backbord-Seite (unterer Teil). Sieht nicht so gut aus, hat aber gehalten.

Drittes Problem: Wante auf der Backbord-Seite (oberer Teil).

Drittes Problem: Wante auf der Backbord-Seite (oberer Teil).

Drittes Problem: Wante auf der Backbord-Seite. An der oberen blauen Rolle ist das Stahlseil mehrfach durchgebrochen und musste deshalb mehrfach gekürzt werden.

Drittes Problem: Wante auf der Backbord-Seite. An der oberen blauen Rolle ist das Stahlseil mehrfach durchgebrochen und musste deshalb mehrfach gekürzt werden.

Brotteig, hat Raimund super gemacht.

Brotteig, hat Raimund super gemacht.

Der Kalmar hat, als er noch gelebt hat, panisch seine Farbe von Perlweiß zu Rot gewechselt.

Der Kalmar hat, als er noch gelebt hat, panisch seine Farbe von Perlweiß zu Rot gewechselt.

Unser einziger Fang auf der gesamten Reise.

Unser einziger Fang auf der gesamten Reise.

Kriegsbemalung und Zerlegen des Kalmars.

Kriegsbemalung und Zerlegen des Kalmars.

Kalmar in der Pfanne.

Kalmar in der Pfanne.

Kalmar wird verspeißt.

Kalmar wird verspeißt.

Dieses Boot hat uns an Heilig Abend einige Stunden später in nur 30 Meter Abstand überholt.

Dieses Boot hat uns an Heilig Abend einige Stunden später in nur 30 Meter Abstand überholt.

Weihnachtsbaum, mit Energie sparenden Kerzen. 🙂

Weihnachtsbaum, mit Energie sparenden Kerzen. 🙂

Weihnachtliche Stimmung, Kleidung und ein Festmahl (Kuchen von Britta).

Weihnachtliche Stimmung, Kleidung und ein Festmahl (Kuchen von Britta).

Wer erkennt ihn?

Wer erkennt ihn?

Ab und an hat es sogar geregnet, schön 🙂

Ab und an hat es sogar geregnet, schön 🙂

Achterstag, auch hier ist das Stahlseil gebrochen. Wir stützen es mit einer weiteren Konstruktion … ob das überhaupt gehalten hätte …

Achterstag, auch hier ist das Stahlseil gebrochen. Wir stützen es mit einer weiteren Konstruktion … ob das überhaupt gehalten hätte …

Martinique am Morgen unserer Ankunft, nur noch 3 Stunden, bis wir wieder an Land sind.

Martinique am Morgen unserer Ankunft, nur noch 3 Stunden, bis wir wieder an Land sind.



Kommentare

  1. Britta Sarbacher

    Hallo Ihr drei Seefahrer,
    schön mal wieder was von euch zu lesen 🙂
    Es gibt schlimmeres als an Weihnachten nicht an Land zu sein ..zum Beispiel Schnee so wie wir ihn gerade haben.
    Ich hoffe ihr seit an Silvester an einem tollen Ort wo ihr auf das neue Jahr anstoßen könnt.
    Viel Wind in euren Segeln und das kein Teil mehr kaputt geht wünscht euch
    Britta

  2. ravon

    Wir sind soo glücklich.
    R+B

  3. Angi

    Es ist toll von eurer Überfahrt zu lesen. Ihr habt das genial gemeistert mit den Reparaturen!! Sieht doch ziemlich professionell aus 😉 Sehr gut gemacht Jungs! Ich bin stolz auf euch und sehr froh, dass ihr gut angekommen seid! Ich wusste ja, dass ihr das meistert! Nun genießt die zeit an Land. Ich bin gespannt auf eure Berichte, in denen ihr uns ein bisschen etwas über eure Gedanken und Gefühle auf der langen Fahrt mitteilt. Gerne auch noch mehr Fotos. Aber keinen Stress, kommt erstmal an und erkundet eure neue Gegend. Nicht, dass ihr andauernd an den Handys/Rechnern sitzt, nur um uns allen zu schreiben 😉 ich drücke euch feste! Eure Angi

  4. liane

    ihr verrückten seebären, habt doch tatsächlich den atlantik überquert. wow!
    neulich sah ich „All Is Lost“ und da wurde mir ganz anders bei dem gedanken an euch.
    alles gute weiterhin. rutscht gut ins neue jahr.

  5. vquadrat

    …ich kenn da einen Verrückten, der behauptet die ganze Zeit, dass in jedem guten Actionfilm ein Kletterseil bzw. Klettermaterial vorkommen muss! 😉

    Wir haben uns heute Morgen alle gemeinsam euren Bericht durchgelesen und sind jetzt immer noch total geflashed von euren Actionen.

    Liebe Grüße aus dem verschneiten Österreich von Christiane&Steffen und Christin&Edi,
    Anke&VV

  6. j-hahn

    Piraten! Dnjepropetrowsk, Piraten!!!

  7. LoREe

    Wäre ohne Reparaturen ja auch ziemlich langweilig geworden… 😉
    Ihr könnt mega stolz auf euch sein!
    Jetzt erstmal ankommen und das Festland & die Sonne genießen.
    Wir sind in Gedanken bei euch, wenn wir bei -9 Grad und Neuschnee, Neuschnee, Neuschnee die Allgäuer Pisten runter düsen oder im Sessellift unsere kalten Finger warm pusten.
    Winterliche Grüße in die Karibik,
    Sebi, Elena und Lore