Harrrrrrr
Da bei uns Schwarzwäldern das Wissen um interkontinentale Strömungen fast schon als Allgemeinwissen bezeichnet werden kann, haben wir diese Perfekt berücksichtigt. Nach genau 8 Tagen erreichten wir die kapverdische Insel „Sao Vicente“ und haben wieder den bisher größten Schlag gemacht (knapp 1700 Kilometer am Stück) … und schon steht der nächste bisher größte Schlag an, über den „Teich“ halt. Exakte Reisedauer wird halt schon so mindestens doppelt so lang sein, wie der Schlag zuvor.
Hier sind drei, denen kann keine sternenklare Mondnacht mehr etwas anhaben. Weder Leuchtplankton, Delphine und seit neustem auch fliegende Fische können uns noch sehr erstaunen. Alles ist zur Routine geworden, nichts ist wirklich neu.
Die Ankunft war diesmal weniger aufregend als noch in Lanzarote. Irgendwie hat man vielleicht den großen Schlag über den Atlantik im Kopf oder ist einfach nüchterner geworden. Die Bedingungen waren die ganze Überfahrt +/- Perfekt. Guter, konstanter Wind aus der richtigen Richtung. Nur in den letzten beiden Tagen hat er etwas abgeflaut und ständig gedreht, sonst wären wir schon einen Tag früher angekommen.
Boote sieht man nicht oft, dafür mittlerweile sehr viele fliegende Fische. Und dieses „Nichts“, dass das Einzige ist, was wirklich existiert. Man hat sehr viel Zeit nachzudenken und so kamen wir drauf, das wir die Woche echt gar nichts gemacht haben. Konnte echt von allen drei Crewmitgliedern bestätigt werden, aber vermutlich werden wir diese Woche trotzdem eher in Erinnerung behalten, als so viele unzählige Wochen davor.
Du schaust raus und es ist Wind, schmeckst, dass die Wellen immer noch da sind und über dem Horizont fühlt es sich irgendwie hellblauer an als drunter.
Dann manipulierst du leicht den Kurs und hälst ihn für ein paar Stunden, versuchst regelmäßig zu essen und zu trinken. Bei Zeiten legst du dich hin und rutschst, beim Versuch zu schlafen, ein wenig mit deinem Körper auf deinem äußeren Fett herum. Irgendwann sind dann die Auflageflächen des Körpers ziemlich gereizt, weil man ständig hin und her gewälzt wird.
Alles ist so mager an Ereignissen, dass man zum Beispiel Nachts den Mond vom Vortag in Erinnerung hat als wäre es vorhin erst, nur der Unterschied im Vergleich ist intensiver.
Das ist echt witzig, wenn ich das schreibe … ihr habt niemals verstanden, was ich versuche euch zu sagen.
Erwähnenswerte Ereignisse der 8 Tage waren: – Sonne ging auf und wieder unter – 1x vorbeitreibender Ast – 3x vorbeitreibende Bambus-Hölzchen – ungefähr 6 vorbeifahrende Schiffe – Delfine, große Gruppen – fliegende Fische, die fliegen wirklich seeeehr weit – mal wieder beim Versuch zu angeln den Köder verloren – fast einen Fisch gefangen, leider hat er nicht am Haken zugebissen, sondern nur minutenlang mit der Angelschnur gespielt
Als guter Zeitvertreib hat sich das Lesen von Büchern heraus kristalisiert. Glücklicherweise haben wir viele gedruckte und noch mehr elektronische Bücher dabei, sodass uns der Lesestoff erst einmal nicht so schnell ausgehen sollte. Viel lustiger ist es jedoch, wenn wir anfangen gemeinsam herumzuspinnen. Dann passiert es, dass wir uns gemeinsam vorstellen, wie ein Blauwal, einem Delfin gleich, aus dem Wasser springt, oben mit seinen kurzen Stummeln wie ein Colibri in der Luft wedelt und schwebt, sich dann einem Adler gleich auf das Plankton stürzt und dem Plankton mit seinen Hai-Artigen Zähnen Stücke aus dem Leib reißt.
Kurz vor der Ankunft auf den Kapverden, wurden wir von einem uns bekannten Boot überholt, sie unter Motor, wir natürlich unter Segel. Antje und Ingo sind mit ihrer Amazone hier. Wir kennen die beiden bisher nur von ihrem Blog (https://www.unsereauszeit.de) und die beiden haben keine Ahnung, dass wir überhaupt existieren. Als wir dann mit unserer Cello anlegen wollten, haben uns die beiden freundlicher Weise geholfen, indem sie unsere Leinen angenommen und das Boot vorne festgehalten haben. Wir haben sie dann natürlich gleich begrüßt, uns vorgestellt und auf einen Anlegeschnaps auf unser Boot eingeladen. So kam es, dass wir nach Guido, die nächsten „Internetberümtheiten“ kennen lernen durften. Sie sind seit Juni unterwegs und wollen innerhalb von 15 Monaten eine komplette Runde über die Kanaren, die Karibik und die Azoren, wieder zurück nach Deutschland drehen. Wer mehr erfahren will, kann das ja auf ihrem Blog nachlesen.
Nachdem wir uns beim Hafenbüro gemeldet haben, wurde uns mitgeteilt, dass die Duschen defekt sind. Also ins Hafenbecken springen und den Schmutz der letzten Tage abwaschen. Dann einen Burger essen gehen, EMails checken, Kommentare im Blog nachlesen, aktuelle Position eintragen und ein kurzes Lebenszeichen schicken. Auf Kapverden leben größtenteils schwarze Menschen. Gleich nach Verlassen des Hafens, werden wir von bettelnden Kindern angesprochen. Auch die Häuser machen einen viel ärmeren Eindruck, obwohl vor manchen dennoch Sportwagen und Motorräder herumstehen und es auch die neuesten Mobiltelefone in den Vitrinen zu sehen gibt. Dennoch hocken an vielen Ecken Wachmänner der Ladengeschäfte herum, ganz anders als bei uns oder in den zuvor besuchten Ländern. Und es ist ganz schön heiß hier, Afrika halt. Kapverden sieht ziemlich steinig aus, wenig Pflanzen. Aber bisher haben wir auch nicht wirklich viel davon gesehen. Wir sind nur am gestrigen Abend in Richtung der Bars gezogen. Als weiße Menschen wird man hier schon ständig von den Leuten angeschaut. In einem Supermarkt, der auch gleichzeitig eine Bar ist und eine Küchenstube hat, wurde uns ein Schnaps angeboten. Die Besucher des Ladens, die gerade zufällig da waren, haben uns dann zugeschaut, wie wir den Schnaps eingeschenkt bekommen und ausgetrunken haben, sehr strange … Wir haben dann die Besitzerin nach einem Lokal mit Landesspezifischem Essen gefragt und wurden dann von einem Besucher des Supermarkts ungefähr vier Häuser weiter begleitet. Dort konnte leider keiner mehr Englisch und so nickten wir einfach nur und hofften, dass wir etwas essbares bekommen würden. War dann auch wirklich lecker, Spiegelei mit Kichererbsen und etwas Wurst bzw. alternativ zum Spiegelei einen Fisch. Pro Mahlzeit incl. Getränk etwas unter 3€. Anschließend ging es noch in eine weitere Bar zu einem Cocktail, bevor wir dann müde wieder ins traute Heim gegangen sind.
Ansonsten wollte ich vorschlagen das ihr uns Fragen stellt, die wir beantworten sollen. Einfach als Kommentar oder per EMail (siehe Kontakt) und wir schauen, was wir davon beantworten können/werden. Viele haben vermutlich die gleichen Fragen und für uns war vieles möglicherweise überhaupt nicht erwähnenswert usw.
Franz Opa würde auf jeden Fall fragen, wie viel ein Leib Brot in den jeweiligen Ländern kostet. Wenn die Fragen schnell kommen, können wir sie auf den Atlantik mitnehmen, wo wir sicherlich Zeit haben uns diesen zu stellen.
Wir füllen hier heute nochmals unsere Wasser- und Frischzeug-Vorräte auf und holen uns für die nächsten Tage die Wetterdaten. Von den gehetzten Menschen hier lassen wir uns sicher nicht stressen.
Kommentare
Heyhou ihr Segelgötter,das ist ja weltklasse, dass ihr Euch jetzt schon meldet!! Wie lange habt ihr denn vor auf den Kapverden zu bleiben? Genießt die Zeit dort unten und probiert auf jeden Fall auch das Brot, egal was es kostet… Es gibt da bestimmt so Fladenbrote, wie es die Kasachen in einem richtigen Lehmofen gebacken haben.Voll witzig, dass es bei euch so viele fliegende Fische gibt. Habe das auch bei Guido auf seiner Seite törn.de und dem passenden zdf-Beitrag gesehen. Nach Guidos Aussagen müssen die Kapverden ein absolutes Highlight sein…Jetzt zu meinen Fragen:– Fliegen die Fische wirklich, oder springen die nur ganz weit aus dem Wasser?– Seid ihr schon so weit, dass ihr nur noch Bücher in fremden Sprachen lest und schon international philosophiert?– Was verbindet Jeder Einzelne von Euch Dreien mit dem Begriff Cello?Ich bin schon gespannt auf die Antworten und natürlich auf jegliche andere Lebenszeichen von Euch.Bleibt sauber und „seid zfrieda“!Beste GrüßeVV
Sehr schön, sehr, sehr schön.
Werdet ihr euch in der Menschenwelt noch zurechtfinden? Könnt ihr nach der Reise ein streng verplantes und ein vorbestimmtes Leben in euch lassen, ohne euch gefangen zu fühlen? Wird euch der feste Boden auf langer Sicht nicht stören? Warum liegt der kleine Hase gerne auf der Seite?
bin überwältigt…mag das Bild mit Raimund und der Trompete auf dem Cello-Deck. Sehr idyllisch…
Der kleine Hase stellt richtige Fragen.-Möchten wir auch wissen.Herzliche GrüßeR.B.
Hallo ihr drei! Denken hier ziemlich oft an euch und schicken kühlende feucht-neblige Grüße in’s heiße Afrika!Ihr macht das super mit dem Blog, ist sehr interessant und unterhaltsam zu lesen, bitte auch weiterhin so ausführliche Berichterstattung.Erzählt doch noch ein bisschen mehr von euren Eindrücken: wie sind die Leute in den Ländern so drauf? Hat ein Portugiese eine wesentlich andere Lebenseinstellung als ein Niederländer? Wie ist das Lebensgefühl in der Bevölkerung? Was bekommt ihr noch so mit?Wie geht es euch so lange auf dem Boot miteinander?Sind gespannt, bald mehr von euch zu hören!