Der Karneval ist auch hier auf Dominica ein Ausnahmezustand über Tage hinweg.
Die Leute verbringen die meiste Zeit auf der Straße, hören laut Musik und tanzen wild herum. Eigentlich genau so wie beim „Jump Up“ auf Santa Lucia. Am Rosenmontag habe ich mir dann den Straßenumzug angeschaut, Siggi fühlte sich nicht gut und blieb auf dem Boot. Auch das ist ähnlich wie bei uns. Geschmückte LKWs fahren voran und spielen Musik. Dahinter sind dann tanzende, verkleidete Leute, die sich ein bestimmtes Thema ausgesucht haben, z.B. Sklaverei, Dominica’s Tierwelt, afrikanische Traditionen. Und natürlich gibt es hier auch die Teufel.
Einen Tag nach dem Karneval ging es für uns weiter in den Norden von Dominica, nach Portsmouth. Hier gibt es eine große medizinische Universität. An alle Medizinstudenten, die sich ein Auslandssemester vorstellen können, nur zu empfehlen. 😉
Zunächst ging es bei mittlerem Wind gut voran, ab und an kamen wir in kurze Flauten und kurz vor unserem Ziel frischte der Wind auf 32 Knoten auf, genau aus der Richtung, wo wir hin müssen. Also holten wir das Segel ein und fuhren mit Hilfe des Motor dem Ziel entgegen. Per AIS haben wir gesehen, dass die Amazone auch in der gleichen Bucht liegt. Per Funk habe ich dann angefragt, ob in ihrer Nähe ein guter Ankerplatz verfügbar wäre. So schmissen wir unseren Anker nur wenige Meter von der Amazone entfernt. Abends ging es dann mit Ingo und Antje zum Karneval, ein ganz anderes Bild als noch in der Hauptstadt. Es fuhr genau ein einziger LKW und die Leute liefen dem Truck tanzend hinterher. Wir schlossen uns für eine kurze Zeit an und erkundeten dann den Rest der kleinen Stadt. Unser Anker hielt auf dem sandigen Grund trotz des starken Windes bombenmäßig und so konnten wir unbesorgt schlafen.
Am nächsten Tag haben wir mit Siggi weiterhin die Gegend erkundet, toll in der Nähe der Universität gegessen und unsere Vorräte aufgefrischt. Abends bin ich dann mit Frank und Dagmar von der „High Flight“ zu Gast bei der Amazone gewesen, Siggi ging es immer noch nicht so gut, blöde Erkältung. Dagmar und Frank sind schon seit 2 Jahren mit ihrem Schiff unterwegs. Ein schöner Abend, mit viel Austausch und Gelächter.
Gegen 10 Uhr holten wir den Anker heraus, fuhren „zum Abschied“ nah bei der Amazone und der „High Flight“ vorbei und machten uns auf den Weg nach „Les Saints“, einer kleinen Inselgruppe vor Guadeloupe.
Der Wind war noch in Landnähe ziemlich unbeständig und pendelte zwischen 5 und 25 Knoten. Als es gerade mal 5 Knoten Wind hatte, war unser Segel dennoch auf 3/4 der Segelfläche gerefft, da kam ganz plötzlich eine Böe von 34 Knoten und schmiss unser Boot so weit zur Seite, wie es bisher noch nie der Fall gewesen war. Die obere Kante auf der Backbord-Seite war schon unter Wasser, als ich die Genua-Schot (das Seil, welches das vordere Segel spannt) losgeworfen und somit den Druck aus dem Segel komplett weggenommen habe. Der Puls war genauso schlagartig bei über 180 bpm. Siggi, gerade unter Deck kam panisch hochgeschossen. Viele Dinge, die auf der Steuerbord-Seite gelegen haben, verteilten sich fröhlich im Boot. Schade, dass die GoPro nicht lief, wäre sicherlich spektakuläres Filmmaterial gewesen … kurze Zeit später lachten wir über diese besondere Situation. Sie wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Nun etwas vorsichtiger geworden, haben wir unser Segel erst einmal sehr gerefft, Siggi hat sich neben die Schot gesetzt, um sie bei Bedarf schnell wieder loswerfen zu können. Die Amazone war hinter uns schon in Sichtweite. Wir funkten sie kurz an, um sie vor den Böen zu warnen. Dennoch sind sie einige Zeit später mit gerefftem Großsegel und vollem Vorsegel an uns vorbeigefahren, sie sind halt Profis. 😀
So ging es für uns 5 Stunden mit gerefftem Segel weiter. Die Amazone verschwand irgendwann hinter dem Horizont. Am Ziel angekommen, waren alle Bojen schon belegt, die guten Ankerplätze vergeben und nur noch die tiefen Ankerplätze übrig. Die Amazone hat einen halbwegs guten Ankerplatz erwischt. Wir hatten jedoch kein Glück und mussten bei 10 Metern auf grasigem Boden ankern. Der Anker hielt wieder nicht, sodass wir wieder zurück in eine kleinere Bucht fuhren. Dort war es viel besser, nur 3 andere Boote und Ankern auf 5m Tiefe. Die Bucht war auch vom Wellengang erstaunlich ruhig.
Am nächsten Morgen ging es um 8:30 bei gutem Wind weiter nach Guadeloupe. Wir wurden von mehreren Regenschauern heimgesucht, der Erste kam mit einer sehr starken Böe. Wir waren jedoch darauf vorbereitet, sodass es dieses Mal keine Probleme gab. Kurz vor Schluss gab es noch einen kleinen Aufreger. Kurz vor der engsten Stelle vor der Hafeneinfahrt, hörten wir Schallsignale eines großen Schiffes hinter uns. Wir sollen doch bitte Platz machen. Ich fragte Siggi, ob es neben dem Fahrwasser tief genug ist, sodass wir neben dem Fahrwasser weiterfahren können. Er hat leider nicht ganz korrekt geschaut, und das trockenfallende Gebiet falsch interpretiert. So kam es, dass wir plötzlich nur noch wenige Zentimeter unter dem Kiel hatten, eine sofortige Wende und die Hilfe vom Motor brachten uns dann doch noch rechtzeitig ohne Grundberührung zurück ins Fahrwasser.
Nun sind wir also auf Guadeloupe und ruhen uns einige Tage aus, bevor wir weiter nach Antigua fahren, wo Raimund am 26. Februar wieder zu uns kommt. Guadeloupe gehört, wie auch Martinique, zu Frankreich. Alles recht europäisch hier. Was uns interessieren würde, wäre der westliche Teil der Insel. Dieser ist noch recht Naturbelassen und hier ist auch der höchste Berg der kleinen Antillen zu finden. Siggi ist immer noch Krank und auch ich bin von den letzten Tagen recht erschöpft, somit werden wir wohl nicht wirklich viel von Guadeloupe sehen. Also werden wir uns wohl nur um das Schiff kümmern und die Vorräte auffrischen.
Grüße aus Guadeloupe