Es waren wirklich schöne Tage auf dem Jakobsweg. Raimund hat dann noch in Fisterra zum ersten Mal sein Glück als Straßenmusiker probiert. Die Möven waren begeistert und scharten sich um ihn, und er hat sogar ein Lächeln von einem Mädchen geschenkt bekommen. Es hat sich also gelohnt.
So verließen wir gegen 20 Uhr Fisterra und planten mit einer Fahrt von 2-3 Tagen bis nach Porto. Nach dem Sturm in den Tagen zuvor war halbwegs guter Wind für uns vorhergesagt. Aber man sollte sowieso keiner Voraussage trauen, wir wurden auf dieser Fahrt mehrfach von Flauten überrascht. Wir machen den Motor während der Flauten grundsätzlich nie an, und so trieben wir ein Mal sogar soweit wieder nach Norden, wo wir schon 7 Stunden zuvor waren.
Am dritten Tag haben wir deshalb beschlossen, statt nach Porto lieber nach Viana do Castelo zu fahren. Ein schönes altes Städtchen, wovon wir jedoch leider so ziemlich nichts zu sehen bekommen sollten.
Kurz nach unserer Ankunft gingen wir in einen Pub, um ein Bierchen zu trinken und die neuesten Wind- und Wettervorhersagen zu holen. Es sollte nur noch 24 Stunden guten Wind geben, bevor wieder für mehrere Tage Flauten aus wechselnden Richtungen 😉 angesagt waren. Also schliefen wir für 6 Stunden am Steg und machten uns am frühen Morgen wieder auf den Weg in Richtung Porto, ohne Viana do Castelo weitere Beachtung zu schenken. Wäre bestimmt eine schöne Stadt gewesen, doch leider sind wir durch den Baumbruch und den tagelangen Sturm ein klein wenig hinter unserem Zeitplan. Also auf nach Porto! Statt der geplanten 30 Stunden haben wir dieses Mal nur 14 Stunden gebraucht, denn dieses Mal war der Wind stärker als vorhergesagt. Wie soll man denn da gescheit planen …
Unser Hafen ist nicht direkt in Porto, sondern weiter vorne an der Flussmündung. Wir müssen circa 6 km laufen, um das Stadtzentrum zu erreichen.
Der Weg in die Stadt führt uns an einem alten Waschhaus vorbei. In mehreren Becken (Becken mit Lauge, klarem Wasser) waschen hier die Frauen gemeinsam ihre Wäsche und trocknen sie dann draußen auf den zahlreichen Wäscheleinen. Vor dem Waschhaus ist ein Spielplatz, auf dem die Kinder herumtollen. Die Frauen, die mit ihrer Wäsche fertig sind und auf die Trocknung warten, werfen dabei einen Blick auf die Kinder.
Weiter am Fluss entlang bereiten gerade mehrere Leute das Fischernetz für die nächste Fahrt vor. Die sitzen da wie auf Bildern von alten Fischerdörfern und sortieren und flicken Löcher. In der kleinen Vorstadt, in dem unsere nagelneue Marina liegt, sind die Straßen und Häuser recht klein. Viele davon sehen heruntergekommen aus, manche stechen jedoch besonders schön hervor. Viele der Häuser sind von außen gefliest und man sieht viele Heiligenbilder darauf. Das Leben spielt hier auf der Straße, die Leute sitzen vor ihren Häusern und gehen irgendeiner Tätigkeit nach, die sie gerade erledigen müssen. Die Leute, die die Straße entlang gehen, bleiben bei fast jedem stehen und plaudern kurz. Ganz anders als bei uns …
Weiter auf unserem Weg in Richtung der Stadtmitte von Porto kommen wir in Gegenden, die Touristisch besser erschlossen sind. Wir sehen viele Lokale, Touristenfahrten auf dem Fluss und natürlich viele, viele Winzereien, die Weinproben des berüchtigten Portweins anbieten. Wir überqueren den Fluss nach Porto auf einer berühmten Brücke (Ponte Maria Pia). Bisher hat es mir auch nichts gesagt, aber sie ist 1876 vom selben Architekten (Gustave Eiffel) entworfen worden, der später dann den Eiffelturm für die Weltausstellung im Jahre 1889 in Paris gebaut hat.
In Porto angekommen laufen wir an der Promenade entlang, es herrscht ein reges Treiben. Wir laufen an vielen Verkaufsständen und Lokalen vorbei. Überall sind Musiker und andere Künstler zu sehen. Vor einem Lokal macht eine 2-Mann-Band gute Stimmung und so beschließen wir, hier etwas zu trinken und zu essen. Sie spielen wohl sehr bekannte Lieder, denn die Leute, die hier vorbeilaufen und auch die Leute, die hier essen, singen und tanzen die ganze Zeit mit. Kleine Kinder tanzen direkt vor den beiden und die Mütter heben sie hoch, damit sie ins Mikrofon singen können. Bei einem Lied flippen die Leute dann komplett aus. Sie stehen von ihren Tischen auf, laufen zum Mikrofon und Singen und tanzen mit. Selbst die Belegschaft des Lokals macht da mit, herrlich! In einer Pause beschließen wir dann doch, Porto noch weiter zu erkunden und machen uns auf den Weg durch die schmalen, steilen Gassen. Es kann ja nicht nur einen schönen Ort in Porto geben.
So ziehen wir durch die Straßen, schauen uns die schön beleuchteten alten Gebäude und Kirchen an. Laufen in das eine oder andere Lokal und trinken Kaffee, Bier, Wein, … ein ganz normaler Großstadtabend.
Am nächsten Morgen bekommen wir mit, dass es hier in der Nacht eine Explosion auf einem kleinen Boot gab, welches am Nachbarsteg etwa 50 Meter von uns entfernt gelegen hat. Die zwei Personen, die sich während der Explosion an Bord befunden haben, sind zum Glück mit einem Armbruch und einigen Verbrennungen davongekommen. Das Boot sank auf Grund und wurde heute während des Tages von den Behörden geborgen und weggeschleppt. Zum Glück war die Explosion weit genug von unserem Boot entfernt …
Gerade eben haben wir unsere Cello von einem viel zu großen Steg-Platz zu einem angemesseneren Platz verlegt, genau gegenüber der Stelle, wo gestern das kleine Boot explodiert ist. Heute ist es hier bestimmt sicher!