Portugal - Peniche ... viel Wasser ... Lanzarote
Raimund und Robert waren schon vor einigen Jahren zusammen mit Andy in Peniche. Dennoch haben wir beide die Stadt kaum wiedererkannt. Damals war es Februar und wir waren zufällig genau zum Karneval in der Stadt.
Damals haben wir unsere Surfversuche durchgeführt, nicht gerade erfolgreich. Und dieses Mal haben wir es noch nicht einmal probiert. Wir haben im Hafen einige Boote getroffen, die als Zirkus mehr oder weniger zusammen durch die Gegend fahren und ihre Kunststückchen nicht gegen Geld, sondern gegen Lebensmittel vorführen. Komplett durchgemischte Nationalitäten auf verschiedenen Booten mit französischem gemeinsamen Nenner und dieses als Amtssprache.
Uns ist auf der Fahrt von Porto nach Peniche blöderweise die Halterung des Baumes für das Vorsegel gebrochen. Da ist gerade mal eine Stelle repariert, und schon gibt die zweite Schwachstelle nach 🙂 Aber so ist es nun mal. In einer gewöhnlichen Atmosphäre würde man dieses Teil beim Hersteller bestellen und ersetzten. Die Folge der Ereignisse um zu einem Ersatz zu kommen sind immer anders und als man denkt. Zuerst trinken wir eine Flasche Wein mit einem Malaysischen Mädchen aus London und beim wiedersehen am nächsten Tag frage ich ob sie Partituren von ihren Stücken haben die sie aufführen. Musste feststellen das alle Musiker (Saxophon, 3Trompeten, Euphonium, Gitarre, Posaune, Zieharmonika, …) bis auf Ben den Saxophonisten überhaupt keine Noten lesen und eher frei drauflosspielen. Naja da frag ich doch ob ich auch mitspielen kann wenn sie das nächste mal musizieren? Am Nachbarboot aus Marsaille wurde gerade repariert und so kam ich auch wegen unserem Vorsegelbaum ins Gespräch und der Marinahelfer meinte um 14 Uhr schauen wir weiter. 14:45 Uhr war er aus seiner Pause zurück und hat uns mit unglaublicher Freundlichkeit zu einer Werkstatt gefahren die auch sofort eine Idee hatten wie sie das Teil aus Polyethylen drehen könnten.
Der mündliche unter 60€ Kostenvoranschlag waren am Ende 40€ und trotz mehrmaligen nachkorrigieren der Arbeit an den nächsten Tagen wurden es nicht teurer. Ich versuche nicht mir kaufmänisches Geschick anzudichten aber 1/3 Rabatt ohne das der Kunde auch nur geringste Zweifel zeigt das er den vollen Preis auch bereit ist zu zahlen ist echt freundlich. Insgesammt wurden wir von Jose 3 oder 4 mal im Auto zur Werkstatt gefahren und wir sind mit der Arbeit sehr zufrieden.
Abends am 2nd Tag meinte Ben, der Saxophonist, das sie in der Bar San Pedro spielen und ich gerne eingeladen sei. Welches Instrumen ist ihm egal. Da Trompete vermutlich besser passt laufe ich also los und suche die Bar in der ich mit unbekannten vor unbekannten Trompeten soll aber wenigstens kenne ich die Stücke nicht da macht das ganze doch ein rundes Bild. Angekommen ist es ein kleines Lokas in welcher Ben improvisiert und das Euphonium (Die haben immer Tuba gesagt obwohl eindeutig eher Bariton/Tenorhorn) begleitet. Die Leute sind durchgedreht als ich reinkahm ohne auch nur ein Ton zu spielen und vorne weg der Besitzer der auch sein bester Gast ist und mehr Spaß am feiern hat als am bewirten. Das ist echt unglaublich wie viel Spaß es macht obwohl man überhaupt sehr wenig gemeinsame musikalische Basis hat. Mein absoluter Höhepunkt war dann doch ein Lied das ich auch kannte und auf welches wir unser Donaulied gedichtet haben. Oh bella chau bella chau bella chau chau chau…. Irgendwann holt Ben die Ziehharmonika raus und ein Gitarrist kommt vorbei und wir dudeln wild mit allem was da ist. Der Besizter versorgt uns mit Wein und Käse und es ist irgendwann ziemlich laut und plötzlich stehen die Nachbarn vor dem Eingang. Was war das für ein Theater wie die sich angeschriehen haben und fast geschlagen haben. Ein Gast hatte schon diene Weinflasche in der Hand und wollte auf die Störenfeinde losgehen … wurde aber zurückgehalten.
Ca 30 min vor dem Theater mit dem Nachbarn hat Sigi das Euphonium zur Hand genommen und mitgespielt was auch Premiere soweit war. Krach und Polizei? Macht uns nichts da gehen wir doch an den kleinen Strand umringt von Felsen und übertreiben nochmal ohne Nachbarn. In dieser Umgebung habe ich mit Sigi an der Gitarre improvisiert was mal wieder auch das erste mal war obwohl Gitarre hätten wir ja auf dem Boot… naja.
Zu unserer Schande müssen wir zugeben wir keine einzige Minute auf einem Surfbrett verbracht haben aber was solls wenn man seine Pläne ändert wenn die Aufgaben und die Umgebung es nicht nötig machen. Noch mehr Erlebnisse habe ich nicht gebraucht um an Eindrücken gesättigt zu sein.
Irgendwann haben wir entschieden den Schlag nach Gran Canaria direkt zu machen weil der Wind zu günstig ist für einen nur kleinen Schlag. Also groß Einkaufen Mut antrinken und los. Die ersten Tage waren auf dem Atlantik waren super perfekt und so kamen wir gut voran. Wie vorhergesagt sollte am Dienstag stärkerer Wind kommen und wir haben ein bisschen Sturmerfahrungen gesammelt. Wegen Böen bis 44kn (ca. 80km/h; Windstärke 9) sind wir irgendwann nur mit unserem Sturmsegel gesegelt. 9 Quadratmeter bei 5 Tonnen Cello waren wirklich genug um die Stunden nass bisschen übermüdet aber wohlauf zu überstehen. Wegen nicht zu ungünstigen Dank dem Starkwind haben wir auch relativ gut Strecke gemacht und so kamen wir nach 6,5 Tagen mit unglaublichen mehr als 5kn im Schnitt auf Lanzarote an. Lanzarote wurde spontan zum Ziel erklärt, da der Wind etwas auf Nord-Osten richtung Lanzarote gedreht ist und es auch bei den Bedingungen etwa 1 Tag weniger Wasser um uns herum bedeutet. Somit offiziell mal wieder einer unserer Längsten Schläge unter Segel 😉 bisher.
Die Situation im Schlechtwetter ist schwierig zu beschreiben. Man versucht die Wellen irgendwie sauber abzureiten aber die melden sich oft nicht rechtzeitig an, so das man doch auch mal eine Ohrfeige von so einer Welle abbekommt. Im großen und ganzen war es aber eine gute Erfahrung und macht Mut in Cello und Crew. Wellenhöhe ist schwierig abzuschätzen aber es sind schon ab und zu echt beeindruckende Wasserberge mit richtig viel Masse.
In Lanzarote angekommen bekommen wir ein Steg ca. 50m entfernt vom Burger King zugewiesen. Na ganz toller Anfang aber die Insel zeigte sich auch von einer anderen Seite. Am zweiten Abend laufe ich also so planlos den Nachbar Steg entlang und wollte wissen wo der Gitarrist ist der da so am feiern ist. Kaum gefunden werde ich auf das von Deutschen Türken Spanier überfüllte Amiboot eingeladen. Wo ist dein Tasse für den Wein? war die erste Frage… Was ein Segler auf dem Steg ohne Tasse in der Hand… kann nicht sein und wenn du schon deine Tasse holen gehst dann komm gleich mit deiner Trompete vorbei und wir machen eine Session. Aha kein Problem ist ja schon mindestens das zweite Mal.
Der Spanier mit der Gitarre hat aus jedem Lied das noch so melancholisch und ruhig anfing ein massenaufwühlendes gröhlendes Ereigniss gemacht. Keine Ahnung wie das geht aber man lernt nie aus. Das die Nachbarn weniger Spaß an unserer „Session“ hatten wurde halbwegs bestätigt von Lisa auf einem den Amis relativ benachbarten Boot die wir in den nächsten Tagen kennen lernen durften.
In den nächsten Tagen auf Lanzarote haben wir mal so richtig aktiv nichts gemacht. 6 plus Tage auf See und ihr versteht was da in einem los ist. So richtig laufen ohne bücken und klettern und ohne Rücksicht auf den Schichtplan so richtig verschwenderisch mit seiner Energie haushalten. oh ja. Auf Lanzarote gab es ab Montag für die Atlantic Odysee Vorträge die von allen Seglern besucht werden durften. Hauptsächlich für die Odysee Teilnehmen die sich auf die Überfahrt vorbereiten aber gerne haben wir teilweise die Vorträge mitgenommen. Robert war der motivierteste und ausgeschlafenste der jetzt so Sachen kennt wie:
Medizin auf See, Besonderheiten der einzelnen Karibikinseln, Vorbereitungen auf große überfahren,
Wetterphänomene auf den Ozeanen der Welt und die daraus folgenden bevorzugten Routen….
Im Hafen schlendern wir irgendwann den Steg lang und sehen Hafenarbeiter panisch rumwinken und schreien da ein Franzose irgendwie verpeilt durch den Hafen treibt. Jetzt stellt sich raus das dieser Alte Mann komplett verwirrt ist und sein Boot überhaupt nicht im Griff hat. Nachdem wir zusehen wie er an einem Nachbarsteg ein da liegendes Boot streift und daran festhängt und komplett kraftlos versucht die Boote zu trennen rennen Robert und Ich hin und übernehmen die Sache.
Nachdem wir auf sein Boot steigen hat dieser verzweifelte mann alles fallenlassen und sein Schicksal komplett in unsere Hände gegeben. Also locker mit Robert ab und angelegt mit einem fremdem Boot mit Pinnensteuerung. Der Mann wurde dann sofort von allen Seiten versorgt auch Ärztlich da ein Herzinfarkt vermutet wurde. Selten so ein verzweifelten Segler erlebt der komplett nicht wusste wo oben und unten ist.
Am Mittwoch haben wir 3 Motorräder mit unglaublichen 0,125 liter Hubraum ausgeliehen und konnten relativ schnell einen Großteil der Insel erkunden. Höhepunkt für mich waren die Geysiere und die Rundfahrt mit dem Bus durch die vor 300Jahren noch aktive Vulkanlandschaft.
Freitag null Uhr sollte es weiter gehen nach Gran Canaria wo Robert den Flug nach Berlin erreichen musste. Wegen relativ schlechten Winden mussten wir leider viel zu sehr unseren Motor beanspruchen und haben glücklicherweise alles letztenendes rechtzeitig ohne sichtbare Schäden überstanden. Die See war zu ruhig und die 2 Nächte haben wir auf einer Backe abgesessen. Aber jetzt sag mal einer wieso wir im Deutschen kein Wort haben für die Zeitspanne kurz vor Sonnenaufgang. Also die Zeit wo eindeutig die Sonne nicht zu sehen ist aber der Himmel schon farbig und hell erscheint. Auf jeden Fall für mich die beste Zeit des Tages auf See. Madrugada
Auf Gran Canaria haben wir jetzt erstmal eine Erlaubniss im Hafen bis Montag da dieser relativ voll ist wegen der bevorstehenden Regatta ARC.
Gran Canaria kommt später ausführlicher wenns soweit ist.
Kommentare
Danke für die schöne Nachricht. Passt gut auf euch auf.Grüße:R+B
Männer,Immer eine Freude eure Beiträge zu lesen. Weiterhin gute Reise.Grüße, Eduard
Danke für die Traumgeschichten, lieber Raimund. Madrugada soll von heute an in meinen Wortschatz aufgenommen und so verbreitet werden wie Dnjepropetrowsk, allerdings im positivem Sinne.Übrigens, habe ich leider nur noch dreiunddreißig Seiten von Allan K. vor mir…Bis bald.j.
Hallo!Wie wärs denn mit Dämmerung, Morgengrauen, Tagesanbruch, die blaue Stunde?! 😀Und wie kommt ihr eingentlich darauf, dass keiner euren Blog verfolgt? Ich werde ständig von Eltern, Schwestern usw. gefragt, wo ihr gerade seid und was es Neues gibt… Also macht euch keine Sorgen, keiner wird euch vergessen und in Gedanken erleben wir eure Abenteuer mit 🙂Eine kleine Inspiration für weitere musikalische Erlebnisse:https://www.youtube.com/watch?v=uN_cCS5U0lkWeiterhin viele großartige Erlebnisse und dass ihr mir heil über den großen Teich kommt!!!
Ich lese sehr gerne eure Geschichten und kann mich euch so richtig gut vorstellen wie spaßig ihr unterwegs seit.Ach und Danke das ich bzw. meine Quitscheente mit euch auf dem Motarrad mitfahren durfte 🙂 Hab mich gefreutHabt eine schöne Zeit und passt auf euch auf.