So fühlt es sich also an große Schläge zu machen.
Einfach mal 4 Nächte nicht richtig schlafen und ein bischen gegen die Wellen kämpfen und schon ist man in Spanien. Richtig vorstellen können wir uns das nicht, wie das ganze 20 Tage gehen soll, aber es wurden schon gute Verbesserungsvorschläge eingereicht, wie der Stress fürs Material und die Köpfe reduziert werden kann. Das einzige komische ist, dass die wohl größte Stresssituation dieser ganzen Reise komplett unstressig abgelaufen ist. Es gab ein Problem und dieses wurde mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten angegangen und gelöst. Der Schlaf Minuten danach war mindestens genauso erholsam wie davor 😉
Ach ja also jetzt zum Jakobsweg. Am Samstag sind Sigi, Paul und Raimund durch die Mittagssonne zum Busbahnhof gehetzt. Aber Pilgern heißt ja „leiden“ und das haben wir, aber wie… Paul fuhr um 14 Uhr nach Karlsruhe. Unser Bus kam auf statt um 5 Uhr jedoch erst um 7 und wir sind dann also nach Palas de Rei gesessen, durch extrem grüne Landschaften und eher dem Schwarzwald ähnelnde Hügel. Wir haben natürlich immer gelitten, als wir die regionalen Köstlichkeiten in der Gaststätte verspeisten. Kuttelsuppe und Oktopusbeine und regionalen Wein, hmmmm.
Laufen als Pilger ist wohl anstrengend und soll auch so sein. Aber auch die Geschäftsmänner haben den Jakobsweg längst für sich entdeckt und so kann man problemlos seine Stimmung mit Leckereien (Schweinsohren) und Getränken aufheitern. Da wir eher das ende des Weges gelaufen sind waren alle Menschen unglaublich euphorisch und gut gelaunt. Immer wieder trifft man die gleichen heiteren Pilgerer, die ihr Leid der letzten Wochen wohl vergessen haben. Man überholt sich ständig und wird bei einigen Pausen, die unsere durchtrainierten Körper nicht oft benötigten, überholt. Irgendwann übernachten wir also in einer Herberge. Diese hat sich Tag drauf als absolut Sehenswert herausstellt. Steht auf dem Pilgerausweisbeiblatt, welches wir an einer Touristinfo erhalten haben. In beiden Herbergen sind wir so gegen 10 Uhr raus und mussten feststellen, dass die Herbergen bitte bis spätestens 8 Uhr zu verlassen sind. Dass irgendwas nicht stimmt haben wir uns irgendwie schon gedacht, als wir an beiden Tagen unsere Schuhe als letzte aus dem Schuhregal geholt und die Putzfrauen uns genervt geweckt haben.
Wir sind uns sicher, dass unsere Sünden nun alle vergeben sind, da wir sogar fast geschwitzt haben und auch eine Blase am Zeh war dabei. Das witzigste an Santiago ist Santiago. Aber dass man während einer Predigt hinter der ganzen Goldfassade durchlaufen und die Pfarrer und die Gemeinde von hinten durch die ganzen Verzierungen sehen kann, ist auch gut. Vor allem, weil die doch alle sehen, dass da einer durchläuft. Naja, im Gegensatz zu den richtigen Pilgern, wurden unsere Namen nicht in der Predigt vorgelesen, wir hatten viel zu wenig Pilgerstempel.
und sonst so Der Baum wird jetzt repariert und der Spibaum, der auch wenig angeknackst war, wird auch wieder geschweißt. 3 spanische Tage soll es dauern. Die ganze Wartezeit hier in A Coruna zu verbringen ist aber eher nicht die schlechteste Adresse. Wir treffen auch immer mehr Boote, die die gleichen Ziele haben und mit denen man sich austauschen kann.
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Robert hat während dessen das Bugstrahlruder und das vordere Positionslicht repariert und noch zwei weitere, eventuell verrückte, Deutsche (http://32fussfreiheit.de) kennen gelernt. Die beiden Jungs haben sich auch dieses Jahr ein Boot gekauft und sind mit sehr wenig Segelerfahrung gestartet. Statt ihre Diplomarbeit, wie jeder „normale“ Student in Deutschland zu schreiben, haben sie sich die Arbeit mit auf den Ozean genommen. Ihr Ziel ist, wie bei uns auch, die Karibik. Da ihr Boot ungefähr genau so schnell wie unseres ist, werden wir eventuell den Atlantik im Konvoi überqueren. Bis dahin finden sich bestimmt noch andere Boote, die unsere Reisegeschwindigkeit haben und mit uns mit wollen.
Kommentare
Spanien ist Zoo schön… & umso größer das Leid, desto schöner der Genuss 😉passt auf euch und das Cello auf